Heute, am 29. September, ist der Tag der emotionalen Achtsamkeit. Das Wort Achtsamkeit ist in den letzten Jahren gefühlt zu einem Modewort geworden. Die meisten unter uns haben es sicherlich schon einmal in unterschiedlichen Kontexten gehört, aber was steckt wirklich hinter diesem Begriff?
Was versteht man unter Achtsamkeit?
„Achtsam sein“ bedeutet umgangssprachlich erst einmal ganz einfach aufmerksam, vorsichtig oder sorgfältig sein.[1] So kannst du etwa achtsam ein Geschenk öffnen, wenn du das Papier nicht zerreißen magst, um es später wiederverwenden zu können. Oder aber du gehst achtsam einen holprigen Weg entlang, damit du nicht auf dem steinigen Geröll ausrutschst. Dazu fokussierst du deine ganze Konzentration auf den jeweiligen Moment.
Doch das Konzept der Achtsamkeit geht natürlich viel weiter. Es geht darum, mit seiner ganzen Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt zu sein, egal was du gerade tust. Viele verbinden Achtsamkeit vielleicht mit Meditation. In der Tat ist das Meditieren eine sehr geeignete Methode, das Achtsam-Sein (wieder) zu erlernen. Durch unseren oft von Stress geprägten Alltag sind viele von uns so daran gewöhnt, uns über Vergangenes zu ärgern und über Zukünftiges zu sorgen. Das ist auf Dauer, wie du dir wohl gut vorstellen kannst, ungesund.
Mehr Achtsamkeit im Alltag
Mehr Achtsamkeit in deinen Alltag zu integrieren ist eine wunderbare Möglichkeit, diesem Stress entgegenzuwirken. Dazu musst du keineswegs stundenlang meditieren, sondern dich ganz einfach in alltäglichen Situationen immer wieder ganz bewusst in den gegenwärtigen Moment zurückholen. Naja – „ganz einfach“ ist gut gesagt, denn ganz so einfach ist es gar nicht, das gebe ich ehrlich zu! Es braucht ganz schön viel Übung und Durchhaltevermögen, und vielleicht ist es sogar ein nie endender Prozess. Doch irgendwann wird dieser Prozess des Zurückholens deiner Gedanken in die Gegenwart zu einer Gewohnheit. Und diese neue Gewohnheit wird dein Leben um ein tausendfaches verbessern, das kann ich dir versprechen ohne zu übertreiben!
Wie du immer und überall in einen meditativen Zustand kommen kannst
Vielleicht hast du in einem Gespräch schon einmal eine ähnliche Aussage wie diese gehört: „Also ich habe ja letztens das Töpfern ausprobiert – das ist sowas von meditativ!“. Die einen erleben diesen Zustand während sie im Garten arbeiten, die anderen wenn sie Schach spielen, laufen oder spazieren gehen. Doch Tatsache ist, dass du diesen meditativen Zustand in jedem noch so banalen Teil deines Tages erreichen kannst! Sei es beim Wäsche aufhängen, Duschen, Bim-Fahren oder beim Warten. Diese kurzen Momente, die wir sogar manchmal als lästig und störend empfinden, können zu unseren größten Lehrern werden, was das Achtsam-Sein angeht. Anstatt dich darüber zu ärgern, dass du schon wieder die Spülmaschine ausräumen musst oder gerade deine U-Bahn verpasst hast, kannst du genau jene Situationen nutzen, um mit deinen Gedanken und Gefühlen voll und ganz im Hier und Jetzt zu sein. Du wirst merken, dass auf einmal das Aufhängen der Wäsche zu einem entspannten Erlebnis wird.[2]
Doch nicht nur die ursprünglich eher unangenehmen Momente eignen sich als Achtsamkeitsübung. Ein klassisches Beispiel einer positiveren Situation, bei dem viele von uns oftmals überaus unachtsam sind, ist das Essen. Oftmals schaufeln wir die Nahrung achtlos und routiniert in uns hinein, reden währenddessen aufgeregt oder schauen dabei eine Serie. Versuch doch mal bei der nächsten Mahlzeit ganz bewusst den Geschmack, die Konsistenz und den Geruch von deinem Essen wahrzunehmen. Automatisch wirst du mehr Wertschätzung und Dankbarkeit für jede einzelne Zutat empfinden. Du wirst vielleicht sogar feststellen, dass du viel schneller satt bist als gedacht, oder dass dir manche Dinge eigentlich viel besser schmecken als andere.
Was ist emotionale Achtsamkeit?
Bei der emotionalen Achtsamkeit geht es darum, deine Emotionen und Gefühle wahrzunehmen, ohne darüber zu urteilen. Anstatt deine Emotionen zu unterdrücken, lässt du sie zu. Du spürst sie, nimmst sie wahr. Genau wie bei der allgemeinen Achtsamkeit wirkt dieses Konzept auf den ersten Blick extrem simpel. Dabei ist es gar nicht so leicht, die eigenen Gefühle achtsam zu spüren. Meistens wollen wir irgendetwas daran ändern. Wir unterdrücken Wut, Trauer, Einsamkeit. Wir zwingen uns dazu, freudig zu wirken wenn uns eigentlich zum Heulen zumute wäre. Oder dazu, energiegeladen und extrovertiert zu sein, wenn wir eigentlich einfach nur alleine einen gemütlichen Abend verbringen wollen würden. Zwar ist es heutzutage mehr „okay“ denn je, offen über Gefühle zu sprechen. Das wäre vor einigen Jahrzehnten in diesem Ausmaße für einen großen Teil der Gesellschaft noch undenkbar gewesen. Trotzdem liegt noch ein langer Weg vor uns, den wir alle mit gutem Beispiel voran gemeinsam gehen können. Der Tag der emotionalen Achtsamkeit ist ein guter Anlass, die eigenen Gefühle wahrzunehmen. Doch auch an den anderen 364 Tagen kannst du dich selbst immer wieder daran erinnern, achtsam mit deinen Emotionen umzugehen. Ob dir das jetzt beim Puzzeln, beim Kochen oder bei einer Reiki Sitzung am leichtesten fällt, spielt im Endeffekt keine Rolle.
In diesem Sinne: Happy Emotional Mindfulness Day
Notizen:
[1] Quelle: https://www.duden.de/rechtschreibung/achtsam
[2] Ein gutes Buch zu diesem Thema hat übrigens der japanische Zen-Buddhist Shoukei Matsumoto unter dem Titel „Die Kunst des achtsamen Putzens: Wie wir Haus und Seele reinigen“ veröffentlicht.